Nachhaltiges Palm(kern)öl

Viele Inhaltsstoffe, die für die Produktion von Kosmetikprodukten essenziell sind – beispielsweise Emulgatoren und Tenside – werden aus mineralischen oder pflanzlichen Ölen, z.B. Palm(kern)öl, gewonnen. Als globales  Hautpflegeunternehmen beziehen wir Palm(kern)öl nicht direkt, sondern setzen sogenannte Derivate (weiterverarbeitete Stoffe auf Basis von Palm(kern)öl) ein. Unser jährlicher Bedarf liegt bei rund 38.000 t – das entspricht 0,05 % der jährlichen Produktionsmenge an Palm(kern)öl weltweit (Quelle: Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten 2022). Um die knappen Ressourcen zu schonen und die Auswirkungen unserer Produkte auf die Umwelt zu minimieren, arbeiten wir eng mit unseren Partner*innen entlang der Lieferkette zusammen und verfolgen mit ihnen gemeinsam das Ziel, eine nachhaltige Palm(kern)öl-Wirtschaft zu fördern.

Nachhaltig angebaut sind Ölpalmen ökologisch sehr effiziente Pflanzen, die auf einer vergleichsweise kleinen Anbaufläche eine maximale Ölproduktion ermöglichen. Eine nachhaltige Palm(kern)öl-Wirtschaft, für die wir uns aktiv einsetzen, führt nicht zur Abholzung von Regenwäldern (Primär- oder Sekundärwälder). Seit Ende 2020 setzen wir in allen Beiersdorf Produkten ausschließlich Palm(kern)öl aus nachhaltig zertifizierten Quellen ein. 

Palm Sustainability Roadmap

Mit Hilfe unserer Palm Sustainability Roadmap steuern wir unsere Aktivitäten auf dem Weg zu einer nachhaltigen Rohstoffbeschaffung, größtmöglicher Transparenz entlang der gesamten Lieferkette und Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Beschäftigten der Landwirtschaft. Um diese Ziele zu erreichen, verfolgen wir mehrere strategische Ansätze.

Nachhaltige Zertifizierungen

In den vergangenen Jahren haben wir bei der Umstellung auf nachhaltig produziertes Palm(kern)öl deutliche Fortschritte erzielt. Bereits seit 2011 orientieren wir uns bei der Beschaffung von Palm(kern)öl an dem „RSPO Supply Chain Certification Standard“ (SCCS) des „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ (RSPO) und haben seit der ersten Lieferung von zertifiziertem Palm(kern)öl im Jahr 2015 den Anteil an massenbilanziertem Palm(kern)öl stetig ausgebaut.
Ein wichtiger Meilenstein war die Auszeichnung mit dem RSPO Multi-Site SCCS Zertifikat 2016 für unsere konsequente Umstellung auf nachhaltig zertifizierte Palm(kern)öl-basierte Rohstoffe weltweit.

Unser Ziel, bis Ende 2020 100 % nachhaltig zertifiziertes Palm(kern)öl und dessen Derivate zu verwenden, haben wir erreicht. Damit setzen wir nur noch Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen nach dem Mass-Balance-Modell des RSPO in unseren Produkten ein.
Es gibt folgende Methoden zur Beschaffung von zertifiziert nachhaltigem Palm(kern)öl: Book and Claim, massenbilanziert, segregiert und Identity Preserved (IP). Nähere Informationen hierzu finden Sie auf der RSPO-Webseite.

Größtmögliche Transparenz

Nur wenn wir unsere Lieferkette genau kennen, können wir unsere Nachhaltigkeitskriterien wirksam implementieren und auf neue Herausforderungen reagieren. Transparenz ist daher der Schlüssel zu einem wirkungsvollen Engagement. Deshalb streben wir eine enge Kooperation mit unseren Lieferant*innen an, so dass wir die von uns eingesetzten Rohstoffe bis zu ihrer Quelle zurückverfolgen können.  

2018 haben wir ein Projekt zur Rückverfolgung unserer Palm(kern)öl-basierten Rohstoffe über unsere Tier-1-Lieferant*innen hinaus bis zu den Raffinerien und Mühlen initiiert. Ziel des Projektes ist es, die Transparenz in unserer Palm(kern)öl-Lieferkette zu steigern, „Hot Spots“ zu identifizieren und gezielt Projekte vor Ort zu unterstützen. Unsere größten Rohstofflieferant*innen (Tier 1) sind in das Projekt integriert, so dass wir schon jetzt die Herkunft von 94 % unseres Einkaufsvolumens für Palm(kern)öl-basierte Rohstoffe kennen. Der Großteil unserer auf Palm(kern)öl basierenden Rohstoffe (Derivate) stammt aus Indonesien (54 %), einschließlich Sumatra und Borneo, und Malaysia (42 %). Weitere Bezugsregionen sind unter anderem Thailand und Kolumbien (4 %).

Nachhaltige Transformation in den Anbaugebieten

Im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit dem „World Wide Fund for Nature“ (WWF) in West Kalimantan, Indonesien, arbeiten wir seit Mitte 2018 daran, die Lebensgrundlage der Palm(kern)öl-Beschäftigten der Landwirtschaft zu verbessern. Wir möchten die Beschäftigten der Landwirtschaft davon überzeugen, dass der nachhaltige Anbau ölhaltiger Palmen ohne eine weitere Entwaldung zur Verbesserung der Lebens- und Einkommenssituation lokaler Gemeinschaften beiträgt. Durch unser Engagement profitieren nicht nur die 240 Beschäftigten der Landwirtschaft, die in das Projekt involviert sind, sondern insgesamt drei Dörfer mit rund 4.500 Einwohnern. Dieses laufende Projekt haben wir für weitere vier Jahre verlängert. Wir streben an, bis 2026 die kleinbäuerlichen Betriebe gemäß RSPO-Standard zu zertifizieren.

Außerdem fördern wir mit dem Spezialchemie-Unternehmen Evonik und dem WWF in einem großen gemeinsamen Landschaftsprojekt die nachhaltige Entwicklung der malaysischen Region Tabin in Sabah auf der Insel Borneo. Ziel des Programms ist die nachhaltige Produktion von Palmöl und ein Ende der Entwaldung. Dazu sollen bis 2025 alle Palmölbauern mit einer Gesamtfläche von 20.000 Hektar Land nach dem international anerkannten RSPO Standard zertifiziert werden. Darüber hinaus setzen wir uns mit Evonik und dem WWF dafür ein, den Lebensraum der Wildtiere in Tabin zu schützen, da diese Region Heimat vieler gefährdeter Tierarten ist. Auf diese Weise soll die Population bedrohter Tierarten – etwa der seltenen Borneo-Elefanten oder Orang-Utans – in den nächsten fünf Jahren stabilisiert werden. 
 

In Zukunft wollen wir auch mit weiteren Partner*innen Projekte umsetzen, die solche direkten Veränderungen in der Palm(kern)öl-Lieferkette vor Ort bewirken. Die Erkenntnisse aus unserem Transparenz- und Rückverfolgungsprojekt unterstützen uns bei der Auswahl und Umsetzung zukünftiger Projekte. Die lokalen Bedürfnisse und spezifischen Fragestellungen in den Beschaffungsregionen stehen dabei im Vordergrund.

Weiteres Engagement

Wir engagieren uns beim RSPO und beim Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP), um eine nachhaltige Palm(kern)öl-Wirtschaft gesamthaft zu fördern. Die RSPO-Prinzipien definieren einen verantwortungsvollen Mindeststandard, während sich das FONAP mit weiterführenden Zertifizierungskriterien noch stärker für die Belange von Umwelt und lokalen Gemeinschaften einsetzt. Dazu zählen:

  • Stopp des Anbaus auf Torfböden und anderen Flächen mit hohem Kohlenstoffgehalt
  • Verbot von hochgefährlichen Pestiziden (entsprechend den Konventionen von Rotterdam und Stockholm, WHO Klasse 1a und 1b Pestiziden sowie Paraquat)
  • Einführung strenger Reduktionsziele für Treibhausgase
  • Sicherstellung, dass zertifizierte Palmölmühlen auch nicht-zertifizierte Rohware (Fresh Fruit Bunches) ausschließlich aus legalem Anbau beziehen

Zudem unterstützen wir das für Beschäftigte der Landwirtschaft bestimmte Projekt „Impact of the FONAP Add-on Criteria on Small Producers in Malaysia” des FONAP. Es wird in Kooperation mit dem WWF Deutschland von der Nichtregierungsorganisation „Wild Asia“ in Perak, Malaysia, durchgeführt. Ziel des Projektes ist es, vor Ort Feedback von Beschäftigten der Landwirtschaft zu den vier Zusatzkriterien des FONAP einzuholen und ihre Anwendbarkeit und Umsetzbarkeit zu testen. Weiterführende Informationen zu unserem Engagement finden Sie auf der RSPO-Webseite unter unserer Mitgliedsseite und auf der Webseite von FONAP.

Im Jahr 2019 sind wir zudem als Gründungsmitglied der Initiative „Action for Sustainable Derivatives“ (ASD) beigetreten – ein Bündnis, dass sich für die größtmögliche Transparenz und Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette von Palm(kern)öl-Derivaten in den Bereichen Kosmetik, Körperpflege, Reinigungsmittel und Oleochemikalien einsetzt.