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30.04.2018

„Ich sehe ein Risiko darin, kein Risiko einzugehen“

Dirk Ploss ist Digital Tech Scout bei Beiersdorf und trifft jeden Tag Startups und Entwickler, die er auf Potential für gemeinsame Projekte abklopft. Der 47-Jährige hat mit uns über Weltverbesserer, Technikaffinität und die Missverständnisse der Digitalisierung gesprochen – und darüber, warum es ihm so wichtig ist, Chancen gegenüber von Risiken den Vorzug zu geben.

Dirk Ploss, Digital Tech Scout bei Beiersdorf

Hallo Dirk. Erzähl doch zu Beginn einmal, was ein Digital Tech Scout bei Beiersdorf macht.

Ich habe im Grunde drei Verantwortungsbereiche. Vorrangig geht es um die Identifikation von relevanten Startups, die Beiersdorf einen Mehrwert bieten können, aber auch um das Evaluieren von neuen Technologien und um die Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen.

Wie groß ist dein Team?

Wir sind zu dritt. Meine beiden Teamkollegen fokussieren sich dabei vor allem auf die neuen Geschäftsmodelle. Ich bin vor allem für das Scouting verantwortlich.

Wie entsteht die Zusammenarbeit mit Start-ups?

Das ist ein mehrstufiger Prozess. Im ersten Schritt geht es darum, interessante Startups zu finden. Das ist gar nicht so einfach. Deswegen bin ich auf sehr vielen Demo-Days, Startup Konferenzen und Veranstaltungen unterwegs, wo ich Gründer und ihre Ideen kennenlernen kann. Schließlich trage ich eine Auswahl der Startups hier ins Haus und berate mich mit den entsprechenden Fachabteilungen, ob ein konkreter Nutzen und ein kalkulierbarer Mehrwert abgeleitet werden können. Dann erst startet die eigentliche Zusammenarbeit.

Dirk Ploss, Digital Tech Scout bei Beiersdorf

Kommen auch einzelne Abteilungen mit einem speziellen Auftrag auf dich zu?

Ja, natürlich. Generell unterscheiden wir zwischen dem aktiven Scouting und dem On-Demand-Scouting, das einen spezifischen Bedarf direkt in den Fokus nimmt. So kommt es eben auch vor, dass eine Fachabteilung auf mich zukommt und nach Startups sucht, die sie unterstützen können.

Warum ist es für Beiersdorf so wichtig mit Startups zu kooperieren?

Jedes Jahr entstehen mehrere zehntausend Startups, die faszinierende neue Technologien einsetzen. Wenn wir diese frühzeitig identifizieren und mit ihnen zusammen arbeiten, generieren wir einen echten Wettbewerbsvorteil. Vor allem aber können wir durch die Zusammenarbeit lernen: Bei Beiersdorf haben wir mittlerweile verschiedene in-house Start-up-Modelle, in denen die dynamischen Arbeitsweisen losgelöst von Unternehmenshierarchien und -prozessen gelebt werden. So fördern wir digitales Intrapreneurship mit viel Gestaltungsraum für individuelle Ideen.

Startups scheitern oft. Wie sieht euer Risikomanagement aus?

Es liegen gewisse Risiken in der Zusammenarbeit mit sehr jungen und sehr schnell wachsenden Unternehmen und natürlich auch bei unseren eigenen inhouse Start-ups und ihren Projekten. Aber das liegt in der Natur der Sache und ich sehe auch eher ein Risiko darin, kein Risiko einzugehen. Denn wer nicht neugierig bleibt und neue Möglichkeiten und relevante Entwicklungen nach Chancen abklopft, fällt unter Umständen zurück oder stagniert.

Dirk Ploss, Digital Tech Scout bei Beiersdorf

Worin liegt für dich das größte Missverständnis in Bezug auf das Thema Digitalisierung?

Aus meiner Sicht werden eben diese Chancen, die durch digitale Innovationen entstehen, in öffentlichen Debatten oft viel zu knapp kolportiert. Natürlich beschreiten wir Neuland – das kann verunsichern. Ich wünsche mir aber, wir könnten uns kollektiv noch stärker auf die positiven Aspekte einlassen.

Was sind derzeit die spannendsten Projekte und die größten Digitalisierungstrends?

Die meisten unserer Startups bewegen sich auf dem Gebiet der KI (Künstliche Intelligenz) und der Unterdisziplin maschinelles Lernen (Machine Learning). So haben wir mit dem Startup „Bewgle“ eine Möglichkeit gefunden, Online-Kundenbewertungen, wie wir sie von Amazon & Co. kennen, im großen Maßstab zu analysieren. So können wir die Bedürfnisse unserer Verbraucher noch besser verstehen und unsere Produkte und Marketingbotschaften auf Basis ihres Feedbacks optimieren.

Was macht dir am meisten Spaß an der Arbeit mit solchen Startups?

Das Großartige an meinem Job ist, dass ich auf die Ressourcen eines weltweit erfolgreichen Unternehmens zurückgreifen kann und gleichzeitig sehr eng mit der Innovationsfreude und dem Enthusiasmus von Startups in Kontakt bleibe. Die Teams, für die wir uns entscheiden, strahlen eine starke Begeisterung aus, die ansteckend ist. Am meisten Spaß macht es mir jedoch, den hohen Anspruch der Startups, die nicht selten die Welt verändern wollen, zu sehen und zu unterstützen.

Und die Arbeit bei Beiersdorf?

Ich erlebe unseren Alltag bei Beiersdorf als sehr reich an neuen Erfahrungen. Es ist ein enormer Gewinn, dass wir mit unseren Teams neue Wege einschlagen können und die ausgetretenen Pfade auch mal links liegen lassen dürfen. Wir lernen jeden Tag dazu, entwickeln neue Prozesse und verwerfen auch mal Ideen. Das ist ein sehr kreativer und spannender bis disruptiver Prozess – da sind wir als Unternehmen schon sehr weit. Auch das ist ein täglicher Ansporn und macht einfach Spaß.

Catarina Neumann

Über die Autorin: Catarina Neumann

Catarina ist seit 2014 verantwortlich für Beiersdorfs digitalen Unternehmensauftritt, von Social Media, über den Corporate Blog bis hin zu den globalen Konzernwebseiten. Als Kommunikationsstrategin mit Fokus auf digital, kümmert sie sich außerdem um jede Menge Buzzwords, wie #DigitalStorytelling, #InfluencerRelations und die #Digitalisierung bei Beiersdorf. Zuvor verantwortete sie seit 2008 u.a. Themen der Finanz-, HR- und Wissenschaftskommunikation sowie der internationalen Marken-PR. 

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