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01.11.2016

„Sharing is caring"

Den Spagat, den klassische Teilzeit oft mit sich bringt, kennt Géraldine Weilandt, Marketing Direktorin Pharmacy Deutschland, aus ihrer 20-jährigen Beiersdorf-Erfahrung. Sie macht sich daher in ihrer Abteilung für flexibles Arbeiten und Jobsharing stark. Mit den beiden Brand Managerinnen für Eucerin Face Care, Julia Kutz und Wiebke Maerker-Scheel, hat sie seit Januar ihr erstes Jobsharing-Tandem im Team. Im Gespräch mit uns erzählen die Drei von ihren Beweggründen und ihren Erfahrungen aus dem Alltag.

Géraldine Weilandt, Marketing Direktorin Pharmacy Deutschland

Géraldine Weilandt, was macht Jobsharing aus Ihrer Sicht so attraktiv?

Géraldine: „Es gibt eine Vielzahl an Gründen. Erstens hat man die Nachteile einer klassischen Teilzeitbesetzung einfach nicht, die Woche ist abgedeckt, es ist ja immer einer da. Zweitens spüre ich extreme Vorteile, wenn zwei Menschen mit unterschiedlichen Profilen und Stärken so eng zusammenarbeiten. Der Output wird dadurch reifer! Drittens, und das ist wirklich ein enormes Plus, habe ich bei Tandems keine Urlaubslücken mehr. Selbst wenn sich zwei Jobsharer nicht voll vertreten, ist doch immer noch die eine Hälfte da."

Julia Kutz und Wiebke Maerker-Scheel, wie klappt das Jobsharing, wie verlief die Startphase?

Wiebke: „Wir haben uns bereits vor dem gemeinsamen Start mit anderen Jobsharern ausgetauscht und unterschiedliche Modelle zu Aufteilung der Arbeitszeiten und Übergabe für uns bewertet. Dann hieß es, das Ganze für uns aufzusetzen und zu starten, denn es musste sich ja im Alltag bewähren – und zwar idealerweise ohne, dass das Umfeld oder die Arbeit davon beeinträchtigt werden... Nach etwas Feilen und Anpassen haben wir nun einen sehr guten Weg gefunden, uns zu organisieren. Wir genießen die gemeinsamen Stunden, bei denen wir wichtige Themen zusammen durchdenken und erarbeiten. Wir genießen aber auch, dass in Abwesenheit die Partnerin für einen mitdenkt, die E-Mail-Inbox in Schach hält, Termine koordiniert und wir somit in der freien Zeit auch wirklich frei sind für unsere Familien."

Wiebke Maerker Scheel and Julia Kutz
Teilen sich einen Job: Wiebke Maerker-Scheel (l.) und Julia Kutz

Wie organisieren Sie sich ganz konkret, wie sprechen Sie sich ab und teilen Ihr Wissen?

Julia: „Wir arbeiten jeweils 2,5 Tage im Büro und 3 Stunden im Homeoffice. Nur einen Vormittag – am Mittwoch – sind wir gemeinsam im Büro für Übergabe und gemeinsame Team-Termine. Wir teilen uns eine E-Mail-Adresse und einen Kalender, haben feste Ablageregeln für E-Mails und Dokumente etabliert und organisieren die Übergabe mit einer laufenden Projektliste, die wir kontinuierlich pflegen. Diese gehen wir nach Möglichkeit bei jedem 'Handover', also 2x pro Woche, telefonisch oder im Büro gemeinsam durch."

Haben Sie beide den Vergleich zu einer typischen Teilzeitstelle und wenn ja, merken Sie Unterschiede?

Julia: „Ich habe den Job vor dem gemeinsamen Start mit Wiebke für zwei Monate allein gemacht: fünf Tage die Woche, 9-14:30h. Meiner Meinung nach lässt sich eine Position auf dem Level mit einem klassischen Teilzeit-Modell nicht adäquat abdecken. Es bleibt im Büro neben diversen Meetings einfach viel zu wenig Zeit, vor allem für die Mitarbeiter. Man wird am Ende niemandem gerecht, am allerwenigsten sich selbst." 

Wiebke: „Dies ist bereits mein dritter Teilzeitjob. Nach meiner Rückkehr aus der zweiten Elternzeit gab es in Teilzeit keine entsprechende Stelle, also bin ich erstmal auf Produkt Manager Level wieder eingestiegen. Dies war zeitlich gut zu schaffen, aber mir fehlte vor allem die strategische Arbeit. Dann bekam ich das Angebot, als Managing Director die Geschäftsführung des Eucerin Haut Instituts zu übernehmen. Eine riesige Chance und eine Stelle, die ich mit großer Leidenschaft ausgeübt habe. Diese Vollzeitstelle in Teilzeit zu schaffen war jedoch eine Herausforderung, auch für meine Familie. Der Vorteil des Jobsharing ist für mich, dass ganz klar definiert ist, wer wann im ‚Driver's Seat‘ ist. Bei den meisten anderen verantwortungsvollen Stellen fühlt man sich automatisch schlecht, wenn man nicht im Büro ist und arbeitet übers Smartphone auch wenn man zu Hause ist."

Aus welchen Beweggründen haben Sie sich für Jobsharing entschieden – und was sind für Sie die größten Vorteile?

Julia: „Für mich ist der Vorteil, dass ich eine verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen kann, die mir Spaß macht, und trotzdem in Teilzeit arbeiten kann. Ich habe so viel besser die Möglichkeit, meine beruflichen und persönlichen Wünsche zu vereinbaren. Gemeinsam zu arbeiten und so besseren Output zu liefern, ist aber auch ein großer Vorteil, was mir vorher so gar nicht bewusst war." 

Wiebke: „Ich möchte meiner Familie mit zwei Kindern gerecht werden und viel Zeit mit Ihnen erleben. Auf der anderen Seite arbeite ich bereits seit 14 Jahren für Beiersdorf und genieße die vielfältige Arbeit im Konzern. Darauf möchte ich nicht verzichten. Als unsere Chefin ein Jobsharing mit Julia vorschlug war ich sofort begeistert: Julia hatte genau wie ich diese Stelle schon einmal verantwortet, denn sie war meine Nachfolge als ich in Elternzeit ging. Somit wusste ich schon, dass wir gemeinsam die Stelle sicherlich sehr gut würden besetzen können."

Was sagen Ihre Kollegen und Kolleginnen zu Ihrem Jobsharing, wie sind die Reaktionen, wollen die ersten schon nachziehen?

Julia: „Die Reaktionen sind durchweg positiv und viele sind sehr daran interessiert, wie wir arbeiten. Schön ist natürlich auch, dass unser Team uns so toll unterstützt und voll mitzieht. Momente, in denen ich erlebe, dass es für unser Gegenüber völlig austauschbar ist, mit wem er es gerade zu tun hat, zeigen mir außerdem, dass wir auf dem richtigen Weg sind." 

Wiebke: „Zudem kommt die Art, wie wir unser Jobsharing betreiben gut an: Wir achten aufeinander und unterstützen uns sehr. Ich habe somit schon mehrfach von Kolleginnen O-Töne wie: 'Ich hätte auch gerne eine Sharing-Partnerin' gehört."

Was war ihr bisher schönster Jobsharing-Moment?

Julia: „Da gibt es so viele. Es sind aber eigentlich die kleinen Momente, in denen man merkt, dass der andere für einen mitdenkt und arbeitet: z.B. wenn ich nach meinem freien Tag morgens ins Büro komme, die Übergabe-Mappe und einen lieben Gruß vorfinde, darüber hinaus einen organisierten Kalender und eine aufgeräumte Inbox. So kann ich gleich losstarten… 'Sharing is caring', wie Wiebke so schön sagt…." 

Wiebke: „Es gibt viele Momente, aber das Schönste ist einfach das grundsätzliche Gefühl, sich aufeinander verlassen zu können und zu wissen, dass die Arbeit weiterverfolgt wird, auch wenn ich nicht im Büro bin. Toll ist auch, wenn man merkt, dass man gemeinsam auf Themen viel schneller vorankommt als allein – und das trotz mehrfacher Übergaben." 

Herzlichen Dank für das Gespräch!