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16.08.2023

SKINLY-Studie: Hautforschung trifft künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) ist aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken: Ob Smart Home oder Gesichtserkennung, Navigations-Apps oder Spamfilter, Sprachassistenten oder Online-Shopping-Empfehlungen – die dafür verwendeten Algorithmen sind mittlerweile in fast allen Lebensbereichen zu finden. Auch Beiersdorf nutzt Algorithmen gezielt, um damit mehr über die Haut zu erfahren: Mit SKINLY, einer der weltweit größten Hautstudien mit Verbraucher*innen, bedient sich das Unternehmen der Möglichkeiten des Internet der Dinge (Internet of Things, kurz: IoT) und künstlicher Intelligenz – und eröffnet damit eine ganz neue Dimension der Hautwissenschaft. Sven Clemann, Lab Manager für den Bereich „Advanced AI and IoT“ sowie Studienleiter von SKINLY und Sören Jaspers, Leiter des Bereichs Digital Pioneering der Beiersdorf Forschung & Entwicklung, geben im Interview Einblicke in diese besondere Studie und erklären, warum künstliche Intelligenz allein nicht genug ist.

So viel mehr als ein Messgerät: Physiker Sven Clemann baut mit SKINLY einen enormen Wissensschatz auf.

Sven, SKINLY klingt irgendwie „putzig“ – doch ihr habt hier wirklich etwas Großes und Einmaliges auf die Beine gestellt. Kannst du mehr verraten, worum es sich bei SKINLY handelt?

Sven: SKINLY ist eine der größten Hautpflegestudien weltweit. Das Besondere daran: Wir binden die Verbraucher*innen über digitale Tools aktiv mit ein. „Consumer Connectivity“ bzw. „Data Thinking“ sind hier die entscheidenden Schlagworte. Mit dieser Studie erweitern wir kontinuierlich das Wissen über die Haut und schaffen eine Datenvalidität für die wissenschaftliche Auswertung. Dafür haben wir eigens ein spezielles IoT-Messgerät und eine ergänzende App entwickelt, die alle Studienteilnehmenden über ihr Smartphone bedienen können.

Wir treiben damit einerseits die digitale Hautforschung voran, andererseits ermöglichen wir über SKINLY eine Do-it-yourself-Datenerhebung von zu Hause aus, die dank künstlicher Intelligenz einen echten Mehrwert schafft. Ein echtes Novum im Bereich der Forschung rund um Haut und Hautpflege!

Wie genau laufen die Hautmessungen ab?

Sven: Die Messungen erfolgen direkt vor Ort bei unseren Verbraucher*innen – also bequem von zu Hause und über das erwähnte Messgerät. Das SKINLY-Messgerät verfügt über einen Feuchtigkeitssensor und eine spezielle Kamera mit drei unterschiedlichen Lichtquellen: direktes, Fluoreszenz anregendes und polarisiertes Licht. Mit ihm messen die Verbraucher*innen zwei Mal am Tag die individuellen Hauteigenschaften an Wange, Augenfalte, Stirn und Unterarm – also Hautalter, Faltentiefe, Hautton, Tönungen und Unreinheiten. Analysiert und festgehalten wird das Ergebnis in der zugehörigen App, die nach erfolgter Messung auch den individuellen Hautbericht der Teilnehmenden anzeigt.

Neben den täglichen Messungen können unsere Studienteilnehmenden über die App zusätzlich Daten zu den Themen wie Schlaf, Ernährung, Hautbesonderheiten oder Zyklus festhalten.

Skinly betrachtet nicht nur einzelne Momentaufnahmen, sondern begleitet Verbraucher*innen kontinuierlich.
Darüber hinaus werden im System auch die jeweiligen klimatischen Gegebenheiten der Messenden berücksichtigt. Das an sich mag vielleicht noch gar nicht so spektakulär klingen. Wirklich beeindruckend ist aber das einzigartige Ökosystem, das wir im Zuge der kontinuierlichen Messungen aufbauen. Hier geht es um echtes „Machine Learning“ auf Basis von künstlicher Intelligenz.
„Bessere Datenqualität ermöglicht die Entwicklung besserer Produkte“, meint Sören Jaspers.

Was macht das so besonders?

Sören: Das Ökosystem, das wir im Rahmen dieser Studie aufbauen, lernt kontinuierlich mit jeder Messung dazu. Je mehr Daten wir haben, desto besser können wir die externen Einflüsse auf die Haut verstehen. Dabei geht es nicht nur um die reine Menge, es geht primär um die Datenqualität. Nur mit wirklich validen Daten sichern wir die maximale Aussagekraft und können sinnvolle Rückschlüsse für unsere Forschungs- und Entwicklungsarbeit ziehen. Erste Auswertungen unserer Daten haben uns gezeigt, dass viele Verbraucher*innen ihre Haut selbst nicht sehr gut einschätzen können und dementsprechend unter Umständen nicht die optimalen Pflegeprodukte für ihren individuellen Bedarf verwenden.
SKINLY schafft hier einen klaren Vorteil: Wir erhalten echte, verlässliche Daten – direkt und unter ganz realen Bedingungen. Mittels künstlicher Intelligenz können wir auf dieser Basis also immer bessere Produkte für Verbraucherbedürfnisse entwickeln und empfehlen – und so langfristig einen spürbaren Mehrwert für unsere Konsument*innen liefern.

Künstliche Intelligenz, Machine Learning – das alles klingt sehr futuristisch. Ersetzen also die Systeme nach und nach den Menschen bei dieser Arbeit?

Sören: Das stimmt glücklicherweise nicht! Wir geben die Arbeit nicht ab, sondern wir haben mit ihr ein wertvolles, zusätzliches und sehr wirkungsvolles Werkzeug an der Hand. Künstliche Intelligenz ist keine Black Box, die alles allein macht. Denn Data Science auf Basis künstlicher Intelligenz braucht immer auch den Menschen, der hochwertige Daten einspeist, Modelle entwickelt und anschließend analysiert, weiterverarbeitet oder optimiert. Gute künstliche Intelligenz lernt immer auch durch den Menschen. Das heißt, es geht um die perfekte Symbiose von Mensch und Maschine, denn die Anwendung der KI ist immer nur so schlau wie die Entwicklerin oder der Entwickler dahinter. Für Beiersdorf bedeutet das: Unsere Erfahrung ist immens wichtig und bringt uns bei der Hautforschung den entscheidenden Vorteil.

Nur die Kombination aus Hautwissenschaft, Produkterfahrung und Digitalisierungsexpertise schafft hier den entscheidenden Mehrwert. Sie hilft uns, das Richtige aus den Daten herauszulesen. Und auf diese Weise kann und wird KI zunehmend eine wichtige Innovationsquelle sein und zur Effizienzsteigerung beitragen, beispielsweise auch indem sie die Formeloptimierung spürbar unterstützt.

Zurück zu SKINLY. Über welches Datenvolumen sprechen wir heute? Wie viele Messungen habt ihr bereits durchgeführt und wo?

Sven: Die SKINLY-Studie läuft seit 2020 und bis dato sind bereits mehr als 7 Millionen Hautmessungen weltweit erfolgt. Über 17.000 Konsument*innen im Alter zwischen 18 und 80+ Jahre haben bislang an SKINLY teilgenommen. Dabei wurden mehr als 800 Millionen Datenpunkte und rund 90 Millionen hochwertige Hautbilder generiert. Das ist wirklich eine unglaubliche Menge, die sich nur mittels digitaler Tools verarbeiten lässt. Besonders spannend sind für uns vor allem die unterschiedlichen Standorte. Angefangen haben wir in Deutschland, aber wir haben zum Beispiel auch organisierte Studien in Thailand, Südkorea und China durchgeführt. Dank der Messdaten sehen wir ganz genau, welchen Einfluss feuchtes oder trockenes Klima hat – oder eine ländliche im Vergleich zu einer urbanen Umgebung, z.B. in Megastädten wie Seoul oder Shanghai. Wichtig war uns zudem ein produkt- sowie markenübergreifender Ansatz, damit wir möglichst umfassende Ergebnisse erhalten. Da zahlreiche Teilnehmende das Messgerät auch mit auf Reisen nehmen, haben wir mittlerweile Messdaten aus weit über 50 Ländern.

Beiersdorf Wissenschaftler*innen entwickelten eigens das hochmoderne Internet of Things Messgerät und die damit verbundene App der Hautstudie.

Sind auf Basis der gesammelten Daten bereits neue Produkte entstanden? Und wie geht es insgesamt mit der Studie weiter?

Sören: Dafür ist es ehrlich gesagt noch zu früh. Aber wir haben schon sehr spannende Einblicke in die Leistung unserer Produkte bei den Konsument*innen bekommen, beispielsweise über die beeindruckende Wirkung von W630 und den damit verbundenen Verbraucherreaktionen. Künftig erwarten wir uns unter anderem eine modernere, für Verbraucher*innen einfachere Hauttypisierung sowie neue Einblicke in die optimale Kombination sich ergänzender Produkte. Und auch bei der Produktentwicklung selbst kommt künstliche Intelligenz immer stärker zum Einsatz. Nachhaltige Inhaltsstoffe werden zum Beispiel immer wichtiger und die KI hilft uns dabei, Formeln schneller weiterzuentwickeln und bisherige Inhaltsstoffe durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen.

Das Tempo der Entwicklung der KI und allgemein der Digitalisierung ist enorm – und hier wird auch im Bereich der Forschung- und Entwicklung gewiss noch einiges passieren, was uns Wissenschaftler*innen und damit letztlich auch den Verbraucherinnen und Verbrauchern neue Möglichkeiten eröffnet. Künftige Innovationen werden insbesondere an der Schnittstelle und der optimalen Verschmelzung von Digitalisierung, Hautbiologie und Produktentwicklung entstehen.

Sven: Was SKINLY angeht, werden wir natürlich weiterhin hochwertige Daten generieren – und das weltweit. Eine weitere organisierte Studie im nächsten Fokusland ist bereits geplant. Wir sehen eine große Chance und letztlich auch Wettbewerbsvorteile im Bereich der Datenwissenschaft. Trotzdem ist und bleibt das Herzstück unsere ausgezeichnete Hautforschungsexpertise, denn dadurch werden wir die KI effektiv für uns nutzen und die Hautpflege von morgen gestalten – nicht nur für, sondern auch mit unseren Verbraucher*innen.

Sven und Sören, vielen Dank für diese spannenden Einblicke.

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Kathrin Erbar

Über die Autorin: Kathrin Erbar

Kathrin nimmt uns mit auf eine Reise in das faszinierende Feld der Forschung und Entwicklung bei Beiersdorf. Bevor sie sich mit der DNA von Beiersdorf beschäftigte, war sie für die Kommunikation zu Themen rund um HR zuständig, darunter Diversity, Führung oder New Work. Davor hatte sie sich ganz den Zahlen verschrieben und war mehrere Jahre lang für die Finanzkommunikation bei Beiersdorf verantwortlich.