Zunächst einmal finde ich
es wirklich schwer zu tolerieren, wenn Menschen mit weniger Respekt, Würde oder
Toleranz behandelt werden – nur auf Grund ihres Aussehens, woher sie kommen
oder wen sie lieben. Ich denke, diese Einstellung rührt in der sehr toleranten
und liberalen Erziehung meiner Eltern. Ich bin in Holland aufgewachsen, als
Tochter einer kolumbianischen Mutter und eines holländischen Vaters, und meine
Eltern hatten dank unserer familiären Verbindungen zur südamerikanischen und
karibischen Gemeinschaft einen relativ vielfältigen Freundeskreis. Sie brachten
mir bei, offen und akzeptierend gegenüber anderen zu sein und zu versuchen,
Menschen nicht zu beurteilen. Das war für mich normal.
Erst als ich mit 15
Jahren nach North Carolina in die Vereinigten Staaten zog, wurde mir klar, dass
meine Normalität nicht unbedingt den von allen gleicht – und dass das, was für
die einen aufregend und anregend ist, für andere als aufrührerisch und
beleidigend empfunden werden kann. Die vier Jahre, die ich in Amerika
verbrachte, hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf meine Überzeugungen und
zwangen mich dazu, kritisch zu hinterfragen, wofür ich stehe. Nachdem ich in
Barcelona und London gelebt habe und jetzt in Hamburg wohne, vertiefe ich
weiterhin meine Überzeugungen und erweitere meine Perspektive. Es ist eine ständige
Reise, denn auch ich habe meine Vorurteile und blinden Flecken. Daher ist es
sehr lohnend, mein Weltbild weiter zu bereichern und ein tieferes Verständnis
dafür zu bekommen, was andere motiviert. Ich glaube von ganzem Herzen, dass
eine vielfältige Gesellschaft das Leben so viel interessanter und eine
integrative Gesellschaft das Leben so viel fairer macht. Das ist die
Gesellschaft, von der ich ein Teil sein möchte und in der ich möchte, dass
meine Kinder aufwachsen.